Interview mit Bauexperte Tobias Koch

“Digitale Entwicklungen sparen zwar Zeit und Geld, stellen die Baubranche aber auch vor ungeahnte Herausforderungen.” 


Hallo Tobias, du stehst NK Public Relations als Berater und Experte für die Baubranche zur Seite. Seit wann arbeitest du als Bauleiter im Straßenbau und wie bist du zu dieser Berufswahl gekommen?


Das sind mittlerweile über zwölf Jahre. 2008 habe ich in einer renommierten Tief- und Straßenbaufirma angefangen und durfte meine erste eigene Baustelle ungefähr ein Jahr später leiten. Schon als Jugendlicher wollte ich „etwas mit Bauen“ machen – so wie viele andere „etwas mit Medien“ machen möchten. Eine kleine Anekdote: Meine Eltern haben Anfang der Neunzigerjahre ihr Haus gebaut. Damals habe ich mir dann vorgestellt, über die Baustelle zu fahren und das Projekt mithilfe des Autotelefons zu managen.

Im Laufe der Zeit ist aus Hochbau dann aber doch der Infrastrukturbau geworden. Den Grundstein dazu legte meine Ausbildung zum Bauzeichner im Straßen- und Kanalbau. Anschließend habe ich Bauingenieurwesen mit der Spezialisierung Verkehrswesen in Münster studiert.

Auf welche Aufgaben freust du dich bei NK Public Relations besonders? Inwiefern unterstützt du das Team bei seiner Arbeit?


Mit meiner Expertise aus dem Bereich „Verkehrswegebau“ stehe ich nicht nur den Kunden von NK Public Relations beratend zur Seite, sondern unterstütze auch die Kolleginnen und Kollegen mit meinem Fachwissen. Egal, ob es darum geht, die Funktionen einer neuen Baumaschine bis ins kleinste Detail zu erklären oder einen Fachartikel über BIM (Building Information Modeling) zu verfassen – ich helfe da, wo ich gebraucht werde. Es ist eine Abwechslung zur alltäglichen Umsetzung meiner Autobahnprojekte und ich kann mit dem doch recht klassischen Jobbild des Bauleiters auch im Bereich der PR- und Pressearbeit unterstützen.

Gerade erst wurde der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie verlängert. Wie hat sich Covid-19 im vergangenen Jahr auf die Baubranche ausgewirkt?


Da waren zunächst die Standards: Hygienemaßnahmen umsetzen und viel Geld in Hygieneartikel sowie zusätzliche mobile Aufenthaltsbereiche und Waschstationen investieren. Darüber hinaus mussten weitere Transportmittel angeschafft werden, denn eine Art „Car Sharing“ – wie es bei unseren Kollegen auf der Baustelle gängig ist – war aufgrund von Social Distancing nicht mehr realistisch. Trotzdem: Der Bau und alle seine Fachbereiche boomen weiterhin, auch wenn der mit Bundesmitteln finanzierte Straßenbau hier das Schlusslicht bildet. Das hat jedoch nur wenig mit Corona zu tun, ist aber eine ganz andere Geschichte. Positiv ist dennoch, dass unser Fachbereich nur wenig Kurzarbeit hatte und es so gut wie keine Entlassungen gab. Fakt ist: Der Bau ist weitgehend krisenstabil.

Und dennoch befindet sich auch das Bauwesen im Wandel. Wie sieht die Zukunft des Straßenbaus deiner Meinung nach aus?


Die ganze Energie wird in die Baustelle 4.0 mit ihren digitalen Innovationen wie BIM fließen. Hier müssen allerdings noch einige Hürden bewältigt werden, denn im Straßenbau bewegen wir uns meist im öffentlichen Raum. Beispielsweise die Drohnentechnik sowie autonom fahrende Baumaschinen können und werden versicherungstechnische Probleme hervorrufen. Bei meinem aktuellen Projekt setzen wir aber schon ganz auf BIM und erarbeiten den Kanalbau als 3D-Model bereits vor Ausführung vollständig am Computer. So können wir im Vorfeld sehen, wo Probleme auftauchen könnten. Früher wären diese erst sehr spät, quasi mit dem Öffnen des Bodens und dem Verlegen der Kanalleitung, aufgefallen. Wir sparen hierdurch also Zeit und Geld. Des Weiteren bringen wir schon seit Jahren mithilfe von BPO (Bauprozessoptimierung) unseren Asphalt auf die Straßen. Mit diesem Tool – es gibt hier natürlich noch weitere Anbieter – lässt sich der Asphalteinbau ebenfalls im Vorfeld vollständig planen, simulieren und während des Einbaus steuern.

Ein weiteres Highlight wird die selbstfahrende Baumaschine werden. Unter anderem Bomag aus der Fayat-Group hat bereits reale Prototypen in der Asphalt-Walzentechnik in den Startlöchern stehen. In Zukunft kann so ein Teil des Fachkräftemangels, den wir in der Branche leider haben, ausgeglichen werden.

Apropos Fachkräftemangel: Was macht eine Karriere in der Bauindustrie bzw. das Studium zum Bauingenieur mit Fachrichtung Verkehrswesen für die nächsten Generationen attraktiv? Warum muss es nicht immer Maschinenbau oder Wirtschaftsingenieurwesen sein?


Ganz klar: Man kann sein Werk nach der Fertigstellung „anfassen“. Das kann man im Maschinenbau zwar auch, aber es ist einfach ein tolles Gefühl, über die eigene Autobahn oder Landstraße zu fahren. Zum ersten Mal ganz alleine vor der Verkehrseröffnung und dann gegebenenfalls regelmäßig im Alltag. Je nachdem wo sich die Baustelle befindet, sieht man darüber hinaus viele neue Orte, knüpft Kontakte in ganz Deutschland und lernt überall neue Menschen kennen. Jeder Tag ist anders, es gibt immer wieder neue Herausforderungen und selbst nach über zwölf Jahren im Infrastrukturbau wird es nicht langweilig. Jedes Projekt ist anders.

Vielen Dank für das Gespräch.

Tobias Koch, Bauexperte bei NK Public Relations